Die Organisation T1International betreibt einen gemeinnützigen Spreadshop, um Menschen mit Typ-1-Diabetes zu unterstützen. Erfahre mehr über ihre Arbeit im Interview.
Vielen Dank, dass Ihr Euch Zeit nehmt, mit uns zu plaudern. Erzählt uns doch mal von Eurer Arbeit und warum die Sensibilisierung für Typ-1-Diabetes so wichtig ist.
T1International ist eine weltweite gemeinnützige Organisation, die hauptsächlich von Menschen mit Typ-1-Diabetes geleitet wird. Wir glauben an eine Welt, in der Menschen mit Typ-1-Diabetes – unabhängig davon, wo sie leben – alles bekommen, was sie zum Überleben brauchen. Deshalb unterstützen wir lokale Gemeinschaften und helfen ihnen dabei, für ihre Rechte einzutreten. Wir wollen, dass der Zugang zu Insulin und Diabetesversorgung für alle zur Realität wird.
Typ-1-Diabetes ist ein lebenslanger Zustand, der in jedem Alter diagnostiziert werden kann. Seine Ursachen sind noch unbekannt. Weltweit leben schätzungsweise 40 Millionen Menschen mit dieser Krankheit. Sie alle brauchen Zugang zu medizinischer Beratung, Insulin und anderen Instrumenten, um ihren Blutzuckerspiegel zu überwachen. T1International bietet Schulungen und Ressourcen, wie beispielsweise ein Toolkit und einen Leitfaden zur Aufklärung, an. Die Organisation hat ein globales Netzwerk von Fürsprechern in vielen Ländern geschaffen. Diese Leute vertreten den Standpunkt und die Rechte von Menschen mit Typ-1-Diabetes gegenüber Regierung, Gesetzgebern und Gemeindeverantwortlichen.
Das klingt nach einer sehr wichtigen Gemeinschaft. Wer steckt hinter T1Iinternational und wie ist die Organisation entstanden?
T1International ist aus einer Website und Gemeinschaft hervorgegangen, die die US-Schülerin Elizabeth Pfiester während ihres Aufbaustudiums in London gegründet hatte. Die Gemeinschaft brachte Menschen zusammen, die wie Elizabeth mit Typ-1-Diabetes leben. Es ging um den Erfahrungsaustausch über das Leben mit der Krankheit, um die Unterschiede bei der Behandlung und den Zugang zu Insulin und anderen Hilfsmitteln auf der ganzen Welt. Schließlich wurde die Organisation formell gegründet und als Wohltätigkeitsorganisation registriert. Es geht vor allem darum, die Betroffenen in die Lage zu versetzen, für ihr Recht auf Pflege und Medizin einzutreten.
Und wie genau setzt sich T1International für Menschen mit Typ-1-Diabetes ein?
T1International ist in vielen Ländern der Welt aktiv. Hunderte Fürsprecher weltweit erhalten von T1International Schulungen zur Aufklärung der breiteren Öffentlichkeit und zur Schaffung eines größeren Bewusstseins für die Krankheit. Wir nutzen den Advocacy-Ansatz, der auf den lokalen Bedürfnissen und Fragen zur Behandlung bzw. auf dem jeweiligen Medikamentenzugang basiert. Viele finden mit T1International zum ersten Mal eine Gemeinschaft vor, die sich mit den gleichen Dingen beschäftigt wie sie selbst.
Die Organisation hat aktive Verbände in Österreich, Bolivien, Kanada, Frankreich, Indien, Kuwait, den Philippinen, Südafrika sowie den USA. Wir unterstützen Einzelpersonen und Gruppen, die in über 10 Ländern eine spezielle Ausbildung zur Interessenvertretung absolviert haben. In den USA gibt es ein ausgedehntes Netzwerk von US State Chapters. Obwohl die Vereinigten Staaten ein extrem wohlhabendes Land sind, stellt der Zugang zu Insulin und Versorgung dort für viele Menschen mit Typ-1-Diabetes eine große Herausforderung dar. Das auf privaten Versicherungen basierende Gesundheitssystem garantiert nämlich keinen erschwinglichen Zugang für diejenigen, die sich teure Krankenversicherungen nicht leisten können.
T1International hat dafür gesorgt, dass die Probleme, mit denen Menschen mit Typ-1-Diabetes konfrontiert sind – mangelnder Zugang und extrem hohe Preise, in den USA und anderen Ländern – ins nationale Rampenlicht gerückt sind. Wir wollen, dass die Stimmen der Patienten an vorderster Front stehen. Wir drängen darauf, dass Betroffene in die politische Entscheidungsfindung und in Lösungsvorschläge zur weltweiten Insulinpreiskrise einbezogen werden.
Darüber hinaus nutzen wir die sozialen Medien als Instrument der Kampagne und als Drehscheibe für den Wissensaustausch. Dort können wir unsere weltweiten Unterstützer und Partner täglich erreichen, ihnen konkrete Ratschläge und Ermutigung geben und die von Typ-1-Diabetes Betroffenen in denselben Regionen miteinander verbinden.
Warum habt Ihr Euch als NGO für einen Spreadshop entschieden?
Wir wurden von unserer Gemeinschaft gebeten, Kleidung und Accessoires anzubieten, damit sie für unseren Namen und unsere Aktivitäten werben und gleichzeitig eine Spende machen können. Da wir eine kleine Organisation mit sehr begrenztem Budget sind, konnten wir keine T-Shirts in großen Mengen kaufen, sodass das Modell Spreadshop für uns gut funktionierte.
Wie hilft Euch Euer Shop bei der Sache?
Natürlich bringt der Shop uns ein gewisses Einkommen aus dem Verkauf, aber mehr als das war es uns wichtig, mit einem einzigartigen Design unserer Produkte das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen.
Wir haben eine sehr prominente Kampagne mit dem Namen #insulin4all, die wir über unsere Website, die sozialen Medien und unsere Materialien verbreiten. Mit dem Angebot einer eigenen Produktlinie mit diesem Hashtag haben wir das Verständnis für das Thema und das, was der Hashtag bedeutet, erweitert. Wir wünschen uns eine Welt, in der der Zugang zu Insulin und die Versorgung für jeden erschwinglich ist.
Hättet Ihr gedacht, dass Euer Shop erfolgreich wird und Eure Sache auf so positive Weise unterstützen kann?
Wir haben gehofft, dass er Auswirkungen haben würde. Wir wollten Anhänger um unsere Kernbotschaften und unseren Zweck sammeln. Aber natürlich weiß man nie wirklich, ob es funktioniert, bis der Verkauf beginnt. Wir sind stolz, wenn wir Bilder von Unterstützern sehen, die sich treffen oder sich für Veränderungen einsetzen und dabei mit unseren Shirts die eindeutige Botschaft vermitteln.
Wer entwirft Eure Designs und wie sieht der Prozess aus?
Die meisten Entwürfe wurden von der Gründerin Elizabeth und ihrem Mann John, der ebenfalls an Typ-1-Diabetes leidet, entworfen. Viele Designs sind mit dem Logo von T1International oder einem anderen Branding versehen. Bei T1International sind außerdem einige Freiwillige und Partner aktiv, die zur Gestaltung bestimmter Designs beigetragen haben. Einige der Entwürfe mit dem Cartoon-Globus und den Fläschchen stammen beispielsweise von TheDiabeticSurvivor, und unsere eigene US Advocacy Managerin Allison Bailey hat das Design von Banting & Best & Collip & Macleod entworfen.
Habt Ihr einen Ratschlag für andere gemeinnützige Aktivistengruppen, die einen Spreadshop eröffnen wollen?
Wenn Du eine starke Botschaft hast, die Du in anderen Teilen Deiner Organisation und in den sozialen Medien verbreitest, kann Merchandise eine toller Faktor sein, um Unterstützer zu sammeln und Dein Netzwerk zu stärken. Diese Art der Mittelbeschaffung hat einen doppelten Vorteil: Jeder, der Deine Produkte kauft, trägt sie auch und teilt so die Mission mit vielen anderen.
Was waren bisher Eure größten Erfolge?
Neben dem Aufbau der Organisation und der geografischen Reichweite besteht unsere größte Leistung darin, dass wir uns dazu verpflichtet haben, keine Mittel von den großen Pharmaunternehmen, die Insulin herstellen, oder von anderen Einrichtungen, die unsere Fähigkeit zur Veränderung beeinflussen könnten, anzunehmen.
Es ist dieses Bekenntnis zu Unabhängigkeit und Transparenz, das uns geholfen hat, weltweit eine so reale Wirkung zu erzielen.
We are so incredibly proud of our #insulin4all members who spoke wonderfully and bravely at today’s hearing. We hope that our testimonies are taken to ❤️ and we can start seeing some real solutions soon #CTleg #SB1 #HB5175 #CTcga https://t.co/9wMbzTlWES
— Connecticut #insulin4all (@CTinsulin4all) February 25, 2020
Was sollte der Durchschnittsbürger über Typ-1-Diabetes wissen und wie kann er helfen?
Wir möchten, dass der Durchschnittsbürger in der Lage ist, zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes zu unterscheiden. Er sollte die verschiedenen Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Leben mit den beiden Erkrankungen verstehen und wissen, dass ein Mensch mit Typ-1-Diabetes ohne Insulin innerhalb von Tagen oder Stunden sterben wird. Auch ein Mensch mit Typ 2 kann kämpfen und an verheerenden und schmerzhaften Komplikationen leiden.
Vielen Dank für diesen Einblick! Wir wünschen Euch weiterhin viel Glück mit Eurer Mission.
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